Deutsch-Weisskircher Weinfest in Nürnberg 2008
Spätestens als Martin und seine Band das Stimmungslied “Wein her, Wein her oder ich fall um” spielten, wusste jeder geladene Gast, dass es soweit ist: diese heutige Party kann beginnen und Sinn und Zweck dafür steht fest:
Auf einem weichen Samtkissen gebettet lag die begehrte Weinkönigkrone und daneben strahlte die dazugehörige Urkunde als auch die besondere Weinkönigschleife. Etwas versteckt im Eck stand auch ein Königssessel bereit in ein königliches Gewand gehüllt. Diese gesamten Gegenstände ließen auf nicht zu unterschätzende Ernsthaftigkeit des Tagesplanes schließen.
Das Prinzenpaar des letzten Jahres, Horstwalter und Sunni , hatten bereits eine erhebliche Vorarbeit geleistet und empfingen gelassen und entspannt jeden Ankömmling.
Ein langer Tisch war prall gefüllt mit köstlichen siebenbürgischen, nein Dt. Weißkircher Spezialitäten deftiger aber auch süßer Art. Alle waren mit Bestimmtheit selbstgemacht, viele nach altbekannten aber einige auch nach neuen Rezepturen. Auf diesem Wege ein besonderes Dankeschön an die Köchin der schmackhaftesten Kleinpizzen der Welt und an die Bäckerin der lockersten und feinsten Hefekipferl.
Die Biertische, nein die Weintische standen einfach gedeckt und einladend da und füllten sich nach und nach mit gutgelaunten Gästen. Diese begrüßten sich nicht großartig, wie ich es aus Veranstaltungen anderen Heimatgemeinschaften kenne, da sie doch nur vor einigen Wochen sich bei einer ihrer letzten größere Veranstaltung wie Faschingsparty oder Skisause begegnet waren. Der schöne Verein der Deutsch Weißkircher erspart sich kostspielige Einladungen zu den Begegnungen. Es wird ein Zusammengehörigkeitsgefühl besonderer Art einfach oft ausgelebt, gleich dem Motto: „ Gesang und Liebe im schönen Verein, sie erhalten dem Leben den Jugendschein.“
Viel Zeit zum Überlegen, zum Erzählen und zum Essen und Trinken blieb da nicht übrig, denn Martin und seine Musikanten aber auch die Konkurrenten mit ihrer Play-back-Musik von Dankwart und seinen Sänger/innen forderten rasch und unmissverständlich die vielen Gäste zum Tanzen auf. Auch hier zeigten sich die Einlagen der Deutsch Weißkircher einmalig. Die Musikanten aus den eigenen Reihen zu wählen, erspart nicht nur viel finanziellen Ärger und fordert nicht nur die musikalischen Talente aus eigenen Reihen heraus sondern trifft auch zur Genüge die eigenen Ansprüche der Gäste bei einem solchen Fest. Sobald die eine oder die andere Band anstimmte wurde getanzt. Das Ziel der Musikanten war erreicht.
Bald aber zeichnete sich das Ziel des Tages ab:
Sunni und ihre Helferin stellten zwei Tafeln mitten auf die Tanzfläche. Bald standen 14 Weinsorten in neutralen Flaschen nur mit einer Nummer gekennzeichnet auf den Tischen und davor je ein Weinglas. Das sah zwar lustig und durstig und echt professionell aus, aber als dann die Gläser gefüllt wurden und Horst Walter die Vorgehensweise der Weinverkostung kurz erklärte, meinte ich, dass das aber keineswegs so funktionieren kann. Es schien mir äußerst ungewöhnlich, dass alle Gäste ob jung oder alt, männlich oder weiblich aufgefordert wurden an der Weinverkostung und also auch an der Weinbeurteilung teilzunehmen. Beim Anblick des Weinsortimentes kam mir der Gedanke: “Ein Weißkircher ohne Wein, kann denn das noch ein echter Weißkircher sein?“ Edi und ich wussten, wir haben zwar keinen Wein aber im Rennen — drei starke Konkurrenten aus der eigenen Sippe. Deren Weine hatte Edi bereits mit „Oh!“ mit. „Nicht schlecht!“ und mit „Der ist gut!“ eingestuft. Für uns konnte also wenig schief laufen.
Ich sollte mich wie so oft täuschen, denn es funktionierte einfach anders wie gedacht und richtig super! Ausgerüstet mit einem Bleistift und einer übersichtlichen Tabelle stellten sich die Weinschmecker brav in die Reihe und beäugelten, beschnupperten, bekrittelten, belobigten und nicht zuletzt bewerteten jeden einzelnen Tropfen ruhig und konzentriert nach dem eigenen Geschmack. Da halfen auch gutgemeinte Ratschläge der älteren nichts, denn jeder — ob jung oder alt, ob erfahren oder beim ersten Mal — zeigte sich von seinem Geschmack voll und ganz überzeug und ließ sich nicht beeinflussent.
Die ausgefüllten Listen wurden an den Laptopprofi Mathias abgegeben, der mit gekonnten Klickern rasch Ergebnisse herbeizauberte. Bald standen die Sieger fest:
die Weinprinzessin Platz 3 Evelin Markel
der Weinprinz Platz 2 Guido Fernolend
die Weinkönigin aber wurde unwiderruflich und alleine nur Edith Fernolend
Die drei Sieger wurden heftig beklatscht und bejubelt, gekrönt allerdings wurde nur die Weinkönigin.
Wer nun an der Qualität des gekrönten Weines sich traut nur. das Geringste auszusetzen, könnte es allerdings mit der gesamten Juri der Deutsch Weißkircher zu schaffen bekommen. Darum wurden die Stimmen, die den gekrönten Wein als zu süß einstuften nicht erhört und müssten sich dem gerechten Urteil der gesamten Deutsch Weißkircher Weinverkoster unterordnen.
Der Spaß allerdings blieb auf allen Seiten gleich. Als Edi und ich zusammen mit dem geschlagenen dritten Neffen Erich, dessen Wein auch im Rennen war, den Saal verließen, war die Stimmung weiterhin ungetrübt, fröhlich und unbeschwert. Dafür sorgten schon wieder die unübertrefflichen Deutsch Weißkircher. Musikanten. mit ihren einzigartigen Oldies.
Roselinde Markel
Am 25. Februar 2008